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Matthias Wedel, CEO
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... nach der quer durch das Gebiet führenden Kaskelstraße, ist ein Wohngebiet im Ortsteil Rummelsburg im Südwesten des Bezirks Lichtenberg. Der Name „Victoriastadt“ ist ein Ausdruck der engen Verbindung, die Ende des 19. Jahrhunderts zum Vereinigten Königreich unter seiner Regentin Königin Victoria bestand. Als historische Arbeitersiedlung hat die Victoriastadt das überlieferte Bild des alten Berlins der Gründerzeit stark geprägt. Der Dichter und Zeichner Heinrich Zille verbrachte hier fünf Jahre seines Lebens und nahm viele Eindrücke aus seiner Umgebung in seine Studien und Zeichnungen auf. Ein Gutteil der Wohnbebauung, teilweise mit Remisen und kleinen Werkstätten in den Hinterhöfen, ist erhalten geblieben und bildet ein geschlossenes Ensemble. Nach 1990 wurde das gesamte Gebiet fast vollständig und denkmalgerecht saniert. Die Victoriastadt ist vollständig von Bahnlinien umgeben, in deren Trassierung die Bebauung eingepasst wurde. Abgesehen von der Kynaststraße im Südwesten ist sie nur durch Unterführungen erreichbar. Die Trasse der Ostbahn teilt zudem die Nöldnerstraße im Süden vom Rest des Gebietes. Zu den bekanntesten Straßen dieses Wohnquartiers zählen die Pfarrstraße, die Marktstraße und die Nöldnerstraße. Im Osten schließt sich der Weitlingkiez an die Victoriastadt an, im Westen der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Im Norden liegt das Wohngebiet Frankfurter Allee Süd, im Süden befinden sich weitere Teile von Rummelsburg. Im Jahr 1871 kauften die Brüder Anton und Albert Lehmann, Rummelsburger Woll- und Plüschwarenfabrikanten, das gesamte Gelände. Nachdem sie zusammen mit Albert Protzen, ebenfalls ein Fabrikbesitzer, 1871 die Cement Bau AG gegründet hatten, ließen sie das Gebiet parzellieren. Vom Kietzer Landweg (der heutigen Nöldnerstraße) her begann eine rege Bautätigkeit, es mussten schnell und preisgünstig Wohnungen für die Arbeiter der in Rummelsburg und Friedrichsfelde entstehenden Fabriken geschaffen werden. Allerdings hatte man keine Investitionen in eine stadttechnische Erschließung getätigt, es gab also die ersten Jahre keine Wasser-, Elektrizitäts- oder Gasanschlüsse. Als Wasserspender diente lediglich eine Gemeinschaftszisterne. Nach der Erstanlage der Straßen erhielten diese Namen nach deutschen Dichtern, Philosophen oder Komponisten: Die heutige Kaskelstraße hieß Kantstraße, das Stück der Pfarrstraße bis zur Marktstraße trug den Namen Schillerstraße, die Kernhofer Straße hieß Goethestraße, die Spittastraße (benannt nach dem deutschen Architekten Max Spitta) war auf den Karten mit Lessingstraße eingetragen und die heutige Geusenstraße war die Mozartstraße. Das Gebiet der ursprünglichen Colonie Victoriastadt kam 1889 zur Gemeinde Boxhagen-Rummelsburg. Die Grenze zur benachbarten Gemeinde Lichtenberg verlief am Kuhgraben nördlich der heutigen Kaskelstraße. Der Kuhgraben, ein kleines Fließ, nahm die Abwässer der ersten Siedler auf und führte sie zum Rummelsburger See ab. 1897 erfolgte die Verlegung von Abwasserrohren und dieser Graben wurde zugeschüttet. Ende des 19. Jahrhunderts war das Gebiet auf Lichtenberger Flur nördlich des Kuhgrabens noch unbebaut, danach setzte auch dort die Bebauung ein. Die umliegenden Bahnstrecken wurden 1902 auf Dämme verlegt und entsprechende Brücken und Viadukte gebaut. Im Jahr 1912 kam Boxhagen-Rummelsburg und damit auch die Victoriastadt zur Gemeinde Lichtenberg. Der westliche Teil des Gebietes wurde in den 1920er Jahren mit dem Erweiterungsgelände der Firma Knorr-Bremse bebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurden nur wenige Häuser des Gebietes zerstört. Dadurch ist ein weitgehend geschlossenes gründerzeitliches Ensemble erhalten geblieben. Um den historischen Charakter dieses Gebietes weiterhin zu sichern, erließ die Bezirksverwaltung Lichtenberg im Jahre 2004 eine Erhaltungsverordnung Kaskelstraße/Victoriastadt, die detaillierte Vorgaben bei Umbaumaßnahmen enthält Der dreieckige Tuchollaplatz mit einer Fläche von 1150 Quadratmetern wurde bei seiner Anlage Victoriaplatz genannt. Er diente schon zeitig zur Abhaltung von Wochenmärkten und war deshalb nicht begrünt. Im Jahre 1951 wurde er nach den Widerstandskämpfern Felix und Käthe Tucholla umbenannt. Im Laufe der Jahrzehnte erfuhr er mehrfache Umgestaltungen, zuletzt 2001 nach Konzepten der Landschaftsarchitektin Regina Poly für 1,8 Millionen Mark. An einer Ecke des Platzes ist ein Linienverzweiger erhalten, der einen kleinen Einblick in die Anfänge der Telefonanlagen des 20. Jahrhunderts in den Wohngebieten gestattet. Gusseiserne Kandelaber betonen das historische Ambiente des Platzes. Nur die Häuser an der Nordseite des Platzes haben Tuchollaplatz als Adresse, die Südseite gehört zur Türrschmidt- und die Westseite zur Geusenstraße. Die Türrschmidtstraße trägt ihren Namen bereits seit 1873. Nach 1945 hatte die Verwaltung von Lichtenberg sie in Felix-Tucholla-Straße umbenannt. Das wurde jedoch durch den Berliner Magistrat nicht genehmigt. Albrecht Türrschmiedt (1821–1871) war Ingenieur und maßgeblich am Bau der Victoriastadt beteiligt. Die Berliner Cement Bau AG erprobte wegen knapper Ziegelsteine neue Baugemische aus Zement, Sand und Schlacken zur Herstellung kompletter Hausteile, das Gussbeton-Verfahren. Der deutsche Bauingenieur Alexis Riese hatte diese monolithische Bauweise während eines Englandaufenthaltes kennengelernt. Die Cement-Bau AG nahm zunächst eine Probebebauung vor. Aus diesem Testbau entwickelte Türrschmidt unterschiedliche Haustypen mit neoklassizistischen Stilelementen, die dann hier zwischen 1871 und 1875 nach und nach umgesetzt wurden. Es waren zwei- oder dreigeschossige Bauten mit standardisierten Abmessungen bezüglich der Gebäudelängen und -tiefen, der Raumgrößen, Wandstärken, Raumhöhen, Fenster- und Türöffnungen, sogar der Schornsteine. Insgesamt sollen zwischen 48 und 70 solcher Häuser errichtet worden sein. Bei den Mietern waren diese Bauten nicht sehr beliebt, wahrscheinlich wegen der nicht ausreichenden sanitären Einrichtungen, die Gebäude mussten deshalb später modernisiert werden. Die meisten Häuser haben die Zeitläufte nicht überstanden, einige wurden farblich, gestalterisch oder im Inneren stark verändert. 1981 zählten die Architekten Armin Niemeyer und Ernst Kanow noch einen Bestand von 15 derartigen Häusern. Auf Beschluss der damaligen Lichtenberger Verwaltung begann 1982 eine erste komplexe Instandsetzung und Modernisierung der Wohnhäuser dieses Gebietes. Ab 2004 konnte mit Unterstützung durch das Bund-Länder-Sanierungsprogramm Städtebaulicher Denkmalschutz die Wiederherstellung der noch erhaltenen fünf Schlackebeton-Häuser vorgenommen werden, die sich in der Nöldnerstraße, der Türrschmidtstraße und in der Spittastraße befinden. Ab 1876 entstanden neben diesen damals noch einzeln stehenden Häusern weitere Wohnbauten, jedoch herkömmlich gemauert, und bildeten schließlich geschlossene Straßenzüge. Um 1900 wohnte fünf Jahre lang Heinrich Zille mit seiner jungen Familie erst in der Türrschmidt-, dann in der heutigen Geusenstraße. Vor einigen Jahren wurde in der Türrschmidt- Ecke Kernhofer Straße ein Spielplatz angelegt; auf ihm wurde im Jahr 2002 als erstes öffentliches Kunstwerk des Wohngebietes die Plastik Ringstadien von Jenny Brockmann aufgestellt. Die aus unbehandeltem Stahl gefertigten drei Ringe stehen für Vergangenheit, Gegenwart und ZukunftWiederaufgestellte Hartungsche Säulen der alten Eisenbahnbrücke über die Stadthausstraße An der Südostecke des Tuchollaplatzes befindet sich ein Flügel des ersten Rathauses von Rummelsburg, das heute Stadthaus genannt wird. Dieses war schon vor der Verlegung der Eisenbahngleise auf Dämme fertiggestellt, sodass durch das Rathaus eine Passage angelegt werden musste, um die Verbindung zur heutigen Nöldnerstraße aufrechtzuerhalten. Diese Passage wurde danach Rathausstraße genannt. Nach der 1912 erfolgten Eingemeindung von Boxhagen-Rummelsburg nach Lichtenberg verlor das Rathaus seine Funktion, die Straße heißt seitdem Stadthausstraße. Im Februar 1945 zerstörte eine Bombe den größeren Teil dieses Gebäudes, der verbliebene Flügel wurde vereinfacht wieder hergerichtet. Im Jahre 1960 erhielt das Haus einen Anbau auf Resten der alten Grundmauern, aber vervollständigt wurde es nicht wieder. Diese Baukörper wurden 2003 bis 2006 umfangreich restauriert und dienen seitdem als Quartier einiger Sozialprojekte und des Heimatmuseums Lichtenberg, das zuvor in der Parkaue nahe dem Stadtpark und dem Rathaus Lichtenberg sein Domizil hatte. Zur Erinnerung an die durch einen Neubau ersetzte denkmalgeschützte Eisenbahnbrücke über die Stadthausstraße wurde im Jahr 2006 aus zwölf gusseisernen Brückenstützen der Bauart Hartungsche Säule auf der Grünfläche an der Ecke Stadthaus-/Türrschmidtstraße ein Denkmal errichtet. Die Pfarrstraße gehörte ursprünglich zur Gemeinde Lichtenberg und verlief in Nord-Süd-Richtung von der Frankfurter Allee bis zur Verwaltungsgrenze zu Boxhagen-Rummelsburg am Kuhgraben. Heute erinnern noch die Baulücken in der Straße und der Name eines in einer Remise eingerichteten Gasthofes an dieses Gewässer. Der südliche Teil der heutigen Pfarrstraße, ehemals zu Boxhagen-Rummelsburg gehörend, (bis 1938 Schillerstraße) wurde in die neue Pfarrstraße integriert. Nun reichte diese bis 1972 von der Frankfurter Allee bis zur Marktstraße. Mit der Bebauung des Gebietes Frankfurter Allee Süd im Bereich des früheren Friedrichsberg wurde dann der nördliche (hinter den Bahnlinien verlaufende) Teil aufgehoben und als Schulze-Boysen-Straße weitergeführt. Es fehlen deshalb in der heutigen Pfarrstraße die Hausnummern 1 bis 86. In dieser dicht bebauten Straße stehen die meisten denkmalgeschützten Mietshäuser des Kiezes, mit abwechslungsreichen Stuckfassaden, unterschiedlichen Bauhöhen und häufig noch erhaltenen Bauten auf dem Hof. In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg trieb eine Räuberbande ihr Unwesen in dieser Gegend, speziell in der Pfarrstraße, die Gladow-Bande, die jedoch bald von der Polizei gefasst werden konnte. In der Pfarrstraße drehte die DEFA im Jahr 1982 aus Anlass des 125. Geburtstages von Heinrich Zille den Musical-Film Zille und ick. Im Jahr 1982 begann die Bezirksverwaltung Lichtenberg mit der Sanierung der Häuser, die dann nach der Wende zunächst abgebrochen wurde. Hausbesetzer „eroberten“ nun diese Straße; im Februar 1998 wurde durch die Polizei in der Pfarrstraße 104 das letzte besetzte Haus Berlins geräumt. Danach wurde die Sanierung fortgesetzt, die modernisierten Wohnungen werden wieder gern genutzt. Die Straße wurde 1947 nach dem Juristen und Berliner Kommunalpolitiker Carl John Walter Kaskel (1882–1928) benannt. Zuvor hieß sie ab dem 19. Jahrhundert bis 1937 Kantstraße, zwischen 1937 und 1946 Nowackstraße. Einige Wohnhäuser in dieser – die Victoriastadt von West nach Ost querenden – Straße gehören zum Denkmalschutzbereich. Am Ostende der Straße gibt es eine schmale Durchfahrt, die einen fußläufigen Zugang zum S-Bahnhof Nöldnerplatz ermöglicht. Auf einem Stadtplan von 1946 ist die Kaskelstraße als Kowalkestraße ausgewiesen, diese Umbenennung kam jedoch nicht zum Tragen. Am Haus Kaskelstraße 41 wurde in den 1950er Jahren eine Gedenktafel für das Ehepaar Käthe und Felix Tucholla angebracht, die hier gewohnt hatten und 1943 von den Nationalsozialisten hingerichtet worden waren. Initiator dieser Tafel war das Komitee der Antifaschistischen Widerstandskämpfer der DDR. Vermutlich wegen falscher Schreibweise des Vornamens der Käthe wurde 1976 die Tafel gegen eine neue ausgetauscht. In den Jahren 1997/1998 wurde direkt an der S-Bahnlinie (Ecke Nöldner-/Karlshorster Straße) ein Neubaublock errichtet, bei dem als gestalterisches Stilmittel schiefe Betonplatten vorgehängt wurden. Dieses im Zuge seiner Vermarktung auch Victoriahaus genannte Gebäude gilt als ein neues Wahrzeichen dieses Stadtquartiers. Als ein weiteres Wahrzeichen des Gebietes wird der 1908 errichtete Schrotkugelturm betrachtet. Bis in die 1940er Jahre produzierte hier die Bleischmelze Juhl & Söhne nahtlose Gewehrkugeln: Arbeiter erhitzten auf einer Plattform in einer Höhe von ungefähr 40 Metern im obersten Geschoss des Turms Blei bis es flüssig wurde, und gossen es dann über Siebe in eine Fallröhre. Im freien Fall formten sich die Bleitropfen zu Kugeln, die am Ende der Röhre in ein Wasserbecken fielen. In der DDR-Zeit wurden die Gebäude der Gießerei mit den zugehörigen Wohnhäusern an der Nöldnerstraße 15 und 16 durch den VEB Berliner Metallguss und Modellbau weiter genutzt, alles steht heute unter Denkmalschutz. Hinter der Einmündung der Stadthausstraße in die Nöldnerstraße befand sich bis in die späten 1990er-Jahre ein Postamt, das noch über einen Anschluss an das Berliner Rohrpostnetz verfügt haben soll. Eine Schule in der Nöldnerstraße 44, das frühere Zentralschulhaus für Boxhagen-Rummelsburg, 1890/1891 nach Plänen des Zimmerermeisters und Architekten Rudolf Goltsch gebaut, steht direkt neben der Erlöserkirche, der Schrotkugelfabrik gegenüber. Es handelt sich hier um einen viergeschossigen Klinkerverblendbau mit einem umlaufenden Segmentbogenfries mit zwei Seitenflügeln. Einige Zeit war hier ein Evangelisches Oberlyzeum untergebracht, nach 1950 wurde das Bildungsgebäude als Hilfsschule genutzt, die 1977 den Ehrennamen Käthe und Felix Tucholla erhalten hatte. Seit 1990 ist das Gebäude die Schule an der Victoriastadt (Grundschule). Im Zeitraum 2006 bis 2009 wird sie in zwei Bauabschnitten denkmalgerecht unter der Leitung der Architekten Wilfried Kraft und Karl-Heinz Föhse saniert, modernisiert und mit einem Erweiterungsbau versehen. Dafür stehen rund 3,9 Mio. Euro aus dem Fonds für den Denkmalschutz zur Verfügung. Gleich neben der Kirche, also ganz am südöstlichen Ende des Kaskelkiezes, stehen einige zwei- bis dreigeschossige Bauten (Nöldnerstraße 40–42), die zu dem früheren Auguste-Viktoria-Krankenhaus gehören und (auch) denkmalgeschützt sind. Dieses Krankenhaus wurde wegen der schnell wachsenden Bevölkerung in der Victoriastadt und in ganz Rummelsburg notwendig. Unter seinem Chefarzt Wilhelm Baader nahm es 1911 die ersten Patienten auf. Medizinische Aspekte spielten bald in den Fabriken eine wichtige Rolle zur Erhaltung der Arbeitskraft, deshalb wurde 1924 in diesem Krankenhaus eine spezielle Abteilung für Arbeitsmedizin eingerichtet, die in den 1930er Jahren allerdings nach Neukölln verlegt wurde. Zwischen 1934 und 1945 war die Knorr-Bremse AG Eigentümer des Krankenhauses, in dem vorzugsweise Personen mit berufsbedingten Krankheiten behandelt wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel das Klinikum an die Stadt Berlin zurück, die dort auf sowjetischen Befehl ab 1948 eine Akademie für Sozialhygiene einrichtete und in den folgenden Jahrzehnten weitere Aufgaben der Fortbildung von Ärzten übernahm. Bis 1990 hieß der Komplex Akademie für ärztliche Fortbildung. Nach dem politischen Umbruch zog die Berliner Filiale der in Dortmund beheimateten Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BauA) hier ein. Der Name dieser Straße soll auf die frühere Tradition des Marktes in Rummelsburg zurückgehen, auf dem alljährlich bis zu drei Millionen Gänse und ca. 300.000 Ferkel an die Bevölkerung, an Gänsemästereien und Zwischenhändler verkauft wurden. An den Bahngleisen der Ostbahn entstanden Rampen zum Entladen der Viehwaggons. Mehrmals wöchentlich fand zwischen Mai und Dezember ein Gänsemarkt statt, Mittwochs wurden Schweine gehandelt. 1903 ließ die Gemeinde diesen Handelsplatz wegen der schlechten hygienischen Verhältnisse offiziell schließen, der Viehhandel fand dann auf dem Magerviehhof Friedrichsfelde statt. Reste der Verladeeinrichtungen blieben noch bis in die 1990er Jahre erhalten. Gleich unter den ersten Hausnummern (2/3) an der Ecke Pfarrstraße befindet sich ein auffälliger frisch renovierter Gebäudekomplex. Dieser wurde infolge eines Wettbewerbs durch die Architekten Arthur Müller und Conrad Stumm projektiert und 1906/1907 als Jahn-Realprogymnasium mit Aula und Turnhalle eröffnet, ein Schulgebäude für die höhere Bildung. Das Ensemble ist wie eine dreiflügelige renaissance-ähnliche Schlossanlage ausgeführt. Das direkt an der Marktstraße errichtete Gebäude mit einem Rustica-verzierten Sockel und historisierenden Giebeln, Portalen und Fensterrahmungen diente als Wohnhaus für Direktor, Schuldiener und Heizer. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg hieß die Bildungseinrichtung Jahn-Gymnasium. Zwischen 1950 und 1990 befand sich hier die kommunale Berufsschule Ilse Stöbe, benannt nach der Journalistin und Widerstandskämpferin Ilse Stöbe. Nach 1990 konnte schrittweise eine denkmalgerechte Totalsanierung durchgeführt werden. Heutiger Nutzer ist das Oberstufenzentrum Bürowirtschaft II, in dem Büro- und Bürokommunikationskaufleute ausgebildet werden. Vier Landschaftsarchitekturbüros haben im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung im Jahr 2004 ein Konzept für die Freiflächengestaltung dieses Schulensembles entwickelt, das im Wesentlichen öffentliche Sportplätze vorschlägt. Gegenüber, dicht am Bahndamm (Marktstraße 9–13) stehen weitere historische Gebäude, die einen aus einem großzügigen Schulgebäude (mit 70 Klassenzimmern), Turnhalle, katholischer Volksschule und nebenliegender Feuerwache mit Turm bestehenden einheitlichen Baukomplex mit gemeinsamer Umfassungsmauer bilden. Dieser wurde im Stil märkischer Backsteingotik vom Gemeindebaumeister Ringel 1906–1908 verwirklicht. In der DDR-Zeit beherbergten die Bauten die Ingenieurschule für Maschinenbau und Elektrotechnik sowie ein Polizeirevier in den Räumen der ehemaligen Feuerwache. Teile sind nun saniert und werden von der Polizei genutzt. Die Ingenieurschule wurde 1990 in die Fachhochschule für Wirtschaft und Technik (FHTW) integriert. In die Gebäude Marktstraße zog der Fachbereich Elektrotechnik. Mit der Entstehung des zentralen Campus in Oberschöneweide der in eine Hochschule umgewandelten Einrichtung wurden diese Gebäude hier leergezogen. Der Eigentümer war das Land Berlin, das als neuen Nutzer des denkmalgeschützten Komplexes im September 2009 das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) gewinnen konnte. Ein Umbau des Hauptgebäudes in ein barrierefreies Jugendhotel mit einer Kapazität von 450 Betten ist geplant, das Ende 2012 bezugsfertig sein soll. Die übrigen Gebäude werden als Geschäftsstelle des DJH dienen und Seminarräume anbieten. Die zweigeschossige Turnhalle bleibt erhalten. Für alle Umbauarbeiten plant das DJH eine Investition von sechs Millionen Euro. Am westlichen Ende der Marktstraße Ecke Hirschberger Straße steht der in den Jahren 1922–1927 von Alfred Grenander erbaute Erweiterungsbau der Knorr-Bremse AG mit einem achtgeschossigen Turm. Zusammen mit den Wohnhäusern entstand im nördlichen Bogen der Bahnlinien zunächst ein Straßenreinigungsdepot, später noch die Städtische Gasanstalt (hinter dem Häuserkarree der früheren Knorr-Bremse, zu DDR-Zeiten VEB Berliner Bremsenwerk), alle Gebäude der Gasanstalt wurden nach 1990 abgetragen. Ein größerer Trakt mit mehreren Flügeln und einem turmartigen Bau wurden dafür bis 1996 errichtet und mit zwei überdachten Passagen mit den ehemaligen Bauten des Berliner Bremsenwerkes verbunden. Der gesamte Komplex wird von der Deutschen Rentenversicherung genutzt, im Parterre gibt es kleine Geschäfte oder Dienstleister. In der Schreiberhauer Straße errichtete man 1913 eine Filiale des Städtischen Arbeitsamtes. 1920 folgte die Anlage eines Schulsportplatzes und 1952 schließlich der Bau eines einstöckigen Gebäudes, das als Casino/Kultureinrichtung für die Mitarbeiter des Berliner Bremsenwerkes und anderer Betriebe diente, beim Bau des Victoria-Centers wurde es abgetragen. Am östlichen Ende der Hauffstraße befanden sich die Eiswerke Lichtenberg (Norddeutsche Eiswerke), die bis 1979 Langeisblöcke für die damaligen Eisschränke produzierten und auslieferten. Die Gebäude wurden danach zu Wohnhäusern umgebaut. In der Kernhofer Straße 16 ist auf dem Hof eines im Zweiten Weltkrieg zerstörten Mietshauses eine heute denkmalgeschützte ehemalige Tischlerei erhalten, die um 1895 errichtet wurde. In den Höfen der Mietshäuser gab und gibt es zahlreiche kleine Handwerksbetriebe, die für die Wohnumgebung arbeiten. Im Jahr 1885 schlossen die Stadt Berlin und die Neue Berliner Pferdebahn-Gesellschaft einen Vertrag zur Anlage einer Pferdebahn durch die Boxhagener Straße und die Victoriastadt tangierend nach Rummelsburg. Obwohl der Bau spätestens im Oktober 1887 beginnen sollte, setzte die Neue Berliner das Vorhaben nie in die Tat um und wurde später von ihren Pflichten entbunden. Die Inbetriebnahme der besagten Verbindung erfolgte erst am 5. Dezember 1907 durch die Linie 76 der Große Berliner Straßenbahn. Die Strecke führte von der Frankfurter Allee durch die Boxhagener Straße, Marktstraße, Türrschmidtstraße, Rathausstraße, Prinz-Albert-Straße und Neue Prinz-Albert-Straße (ab 1909: Lückstraße), wo sich die Endhaltestelle befand. Da die Spannweite der Brücke Rathausstraße nicht ausreichend war, fiel dieser Abschnitt eingleisig aus. Ab dem 9. Oktober 1910 fuhren daher die von der Boxhagener Straße kommenden Wagen von der Marktstraße weiter durch die Unterführung Karlshorster Straße zur Prinz-Albert-Straße, während die Wagen der Gegenrichtung die alte Strecke nutzten.[29] Eine Woche darauf ergänzte die 26 nach Tegel das Angebot. 1912 ging die Verlängerung zum Bahnhof Lichtenberg-Friedrichsfelde in Betrieb, die von den Linien 77 und 78 bedient wurde. Beide Linien befuhren die Strecke gegenläufig in einer großen Schleife. Bis 1923 wurden diese drei Linien infolge der Hyperinflation wieder eingestellt. Die 76 endete zunächst am Victoriaplatz und wurde 1928 über die bestehende Strecke Richtung Bahnhof Lichtenberg-Friedrichsfelde verlängert. Ab 1924 fuhr ergänzend hierzu die aus Moabit kommende 113, deren Endpunkt sich zeitweise an der Lückstraße oder am Bahnhof Lichtenberg-Friedrichsfelde befand. Ebenfalls 1928 ging die die Victoriastadt tangierende Verlängerung der Linie 13 von der Karlshorster Straße zum Kraftwerk Klingenberg in Betrieb. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die meisten Linien neu geordnet. Während die Linie 13 zwischen Kraftwerk Klingenberg und Türrschmidtstraße Ecke Karlshorster Straße am 25. Februar 1946 und deren Fortsetzung über die Boxhagener Straße am 1. April 1946 wieder in Betrieb gingen, ließ die Verbindung durch die Victoriastadt zum Bahnhof Lichtenberg noch vier Jahre auf sich warten. Ab dem 1. Mai 1950 übernahm die neue Linie 14 diesen Abschnitt. Bereits drei Jahre darauf, am 27. März 1953 wurde sie auf Obusbetrieb umgestellt. Diese Linie O30 wurde Anfang 1973 auf Autobus (Linie 30) umgestellt.[35] Später kam die Linie 43 vom Nöldnerplatz durch das Hans-Loch-Viertel zum Bahnhof Marzahn hinzu. Das gesamte Busliniennetz wurde nach der Wiedervereinigung am 2. Juni 1991 umstrukturiert und die bis heute gültigen dreistelligen Liniennummern eingeführt. Die Kaskelstraße wurde nach 1990 bei dem Neubau der Gebäude für die Deutsche Rentenversicherung bis zum Bahndamm gezogen, die Schreiberhauer Straße wurde verlängert und auf die Hauffstraße geführt. Derzeit (Stand: 2012) erschließen folgende öffentlichen Verkehrsmittel die Victoriastadt: die S-Bahnlinien S5, S7, S75 am Bahnhof Nöldnerplatz und die Linie S3 am Bahnhof Rummelsburg. Am Rande der Victoriastadt liegt der Bahnhof Ostkreuz, der außer von den oben genannten Linien auch von den Linien S41, S42, S8, S85 und S9 bedient wird. Außerdem verkehren durch die Markt- und Nöldnerstraße die Buslinie 240, durch die Haupt- und Nöldnerstraße die Buslinie 194 sowie durch die Markt- und Hauptstraße die Straßenbahnlinie 21 (Stand März 2008). Eine Verkehrszählung ergab im Jahr 2004 eine durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke von 25.100 Kraftfahrzeugen, überwiegend im Durchgangsverkehr.
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